Das Stellwerk „Gs“ (Glückstadt Süd) an der sog. Marschbahn (Strecke Elmshorn – Ripen/Westerland) wurde 1938 im Zuge der Modernisierung der Glückstädter Bahnhofsanlagen in Betrieb genommen. Es ersetzte die Befehlsstelle im alten, abgerissenen Bahnhofsgebäude und das alte Wärterstellwerk „Gs“, welches sich an der Stelle des jetzigen Lokschuppens befand.
Aufgabe war die Durchführung des Streckenbetriebs Hamburg – Westerland und des Rangierbetriebes im Bahnhof. ln Zusammenarbeit mit dem Wärterstellwerk „Gn“ erfüllte es diese Aufgabe ca. 50 Jahre lang bis ins Jahr 1988.
Nachfolger wurde ein Drucktastenstellwerk der Fa. Lorenz (MCL 84) in einem Anbau des Empfangsgebäude auf dem Bahnsteig, das sowohl „Gs“ als auch das provisorische Stellwerk „Gn“ ersetzte.
Anfang der 1990er Jahre fanden sich einige ehemalige und aktive Eisenbahner und übernahmen unter dem Dach des Bahn-Sozialwerkes (BSW) das Gebäude als zukünftiges Museum.
Im Jahr 2017 hat sich das BSW zurückgezogen, der Verein „Freunde der Marschbahn Glückstadt e.V.“ wurde neuer Mieter. Die noch aus sechs Mitgliedern bestehende Gruppe, deren Mitglieder größtenteils schon ,,Marschbahnfreunde“ waren, wechselte komplett in den Verein.
Im Inneren des Gebäudes befindet ein mechanisches Stellwerk der Bauart „ElNHElT“ aus dem Werk „VES Berlin Siemensstadt“ von 1937, bestehend aus Hebelbank mit Verschlusskasten, Blocksperren und einem Blockapparat.
Der Blockapparat enthält den Streckenblock Richtung Süden (Herzhorn) und den Bahnhofsblock für die Abhängigkeiten mit dem Wärterstellwerk „Gn“ im nördlichen Teil des Bahnhofs Glückstadt.
Das Stellwerk „Gs“ arbeitete früher mit den Bahnhöfen Siethwende u. Krempe und dem Wärterstellwerk „Gn“ zusammen. Diese nicht mehr vorhandenen „mitarbeitenden Stellen“, sowie Schienenkontakte, konnten durch ein Mitglied der Gruppe (ehemalig. Signaler, der das Stw früher betreute), reaktiviert werden.
So können Vor/Rück-Blocken, Zustimmungen, Befehlsrückgaben, Zugkontakte und damit die Abhängigkeiten zwischen Fahrdienstleiterstellwerk und Wärterstellwerk, aber auch die Arbeitsweise des Streckenblocks mit Hilfe von Drucktasten simuliert werden.
Ein-, Aus- und Durchfahrten können originalgetreu dargestellt werden. Fehler, wie vergessene oder falsche Bedienung von Stell-Elementen, verhindern wie früher die Signalfreigabe. Für ehemalige Eisenbahner (Bediener) eine schöne Erinnerung und Gedächtnistest.
Die Besonderheiten des Museumsstellwerks ist ein funktionsfähiger Doppelsteller-Vorsignalhebel und der noch vollständig erhaltene Spannwerksraum. Auch Schrankenwinden für Bahnschranken sind vorhanden. Viele weitere Exponate aus Signal- und Fernmeldetechnik der Eisenbahn können besichtigt und vorgeführt werden.
lm früheren Batterieraum für die Notstromversorgung gibt es zusätzlich eine umfangreiche Büromaschinen-Sammlung, zusammengetragen vom ersten Leiter des Hauses als Erinnerung an die Büromaschinen-Werkstatt im ehemaligen AW.
Vorhanden sind Schreibmaschinen für Normal und Großformat, Rechenmaschinen mit mechanischem und elektrischem Antrieb bis hin zum Taschenrechner, Umdrucker und Registrierkassen.
Die Sammlung wird heute nur noch erhalten und nicht mehr erweitert.
Ein Highlight für jüngere Besucher ist ein funktionsfähiger Fahrkartendrucker aus dem Erzgebirge, der noch „Edmonson’sche Pappfahrkarten“ zu Zielorten der dortigen Umgebung mit damaligen Ost-Mark-Preisen ausgibt.
Auch ein Teil der Fahrkartenausgabe Kremperheide befindet sich in der Ausstellung und kann besichtigt werden. Viele historische Fotos ergänzen die Ausstellung.
Das Museumsstellwerk kann von Mai bis Oktober jeden 1.Sonntag im Monat besichtigt werden. Weitere Termine sind nach Absprache (z.B. Gruppentermine) möglich. Ehrenamtliche Mitarbeiter erklären die Exponate und führen diese vor. Der Eintritt ist kostenlos, über eine Spende für den Erhalt des Stellwerks freuen wir uns sehr.
Gern begrüßen wir auch Interessierte, die an Erhalt und Pflege unseres Stellwerks mitwirken möchten, denn zur Zeit haben wir Nachwuchssorgen.