EAW – Eisenbahnausbesserungswerk

Die Geschichte des Ausbesserungswerkes in Glückstadt

Hauptwerkstatt Glückstadt
15.12.1881
Einweihung der „Reparaturwerkstatt der Marschbahngesellschaft“ auf dem heutigen Werksgelände. Die Werkstatt war zuständig für die Reparatur des gesamten Fahrzeugparks der Marschbahn (Loks und Wagen), der Weichen und der Sicherungsanlagen.
09.05.1890
Durch die Verstaatlichung der Marschbahngesellschaft wird die Hauptwerkstatt in Glückstadt dem neugegründeten Betriebsamt Glückstadt der preußischen Staatsbahn (Direktion Altona) unterstellt.
Die Gießerei wird aufgrund der Verstaatlichung in die Hauptwerkstatt Neumünster verlegt.
05.04.1905
Gründung einer Werkfeuerwehr, die später Bahnfeuerwehr genannt wurde und bis zur endgültigen Schließung des Werkes bestehen blieb.
1909
Fertigstellung der Schiebebühne für die Lokrichthalle.
1913
Der erste Teil der Lokrichthalle (Halle 1) wird eingeweiht. Die nördliche Richthalle wird erweitert. In dieser Halle wurden zuletzt Bahndienstwagen aufgearbeitet bzw. umgebaut (bis September 1981). Anfang der 1980er Jahre wurde diese Halle wegen baulicher Mängel abgerissen.
1914-1916
Vergrößerung des Kesselhauses, der Maschinenanlage und des Lagers
1919-1924
Die Lokrichthalle (Halle 1) wird erweitert und in der Halle werden neue Krane in Betrieb genommen. Bis 1924 werden u.a. folgende Werkzeugmaschinen beschafft:
– eine Lokradsatzdrehmaschine
– eine Achsschenkel- und Kurbelzapfenschleifmaschine
– ein 5fach- Stangenlagerausbohrwerk
– zwei Bohrwerke für Kolbenringbearbeitung
 
Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Glückstadt
01.04.1925
Die Hauptwerkstatt Glückstadt wird nach Gründung der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft in Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) umbenannt. Diese Bezeichnung führt das Werk bis 1949.
Die Hauptwerkstatt Harburg (ab 1937 Hamburg-Harburg) wird dem RAW Glückstadt als Werkabteilung unterstellt. Damit wird die Wagenausbesserung nach Harburg verlegt und das RAW Glückstadt wird ein reines Dampflokomotivausbesserungswerk.
ln den folgenden Jahren wird der Werkzeugmaschinenbestand erweitert und modernisiert. Weiterhin kommen moderne Schweißverfahren zur Anwendung.
Die Instandhaltung und Aufarbeitung des RAW Glückstadt umfasst in den Jahren 1925 – 1953 hauptsächlich Tenderlokomotiven folgender Baureihen:
74 (T12), 78 (T18), 87 (Rangierlok im Hamburger Hafen), 93 (T14) und 94 (T16).
ln Klammern steht die Bezeichnung der Lok vor 1925 (Länderbahnzeit)
1937
Modernisierung der vorhandenen Gebäude, Erweiterung des Wasser-leitungsnetzes, Verkabelung der Starkstromfreileitungen und Pflasterung der Förderwege.
1940
Die Werksküche und eine Badeanstalt werden eröffnet.
1940-1945
Durch Kriegseinwirkungen erhöht sich die Anzahl aufzuarbeitender Dampfloks erheblich. Viele Werksangehörige werden zur Wehrmacht eingezogen. Russische und französische Kriegsgefangene werden im Werk als Zwangsarbeiter eingesetzt.
1945-1949
Wegen der Aufarbeitung kriegsgeschädigter Dampfloks ist das RAW Glückstadt zu dieser Zeit gut ausgelastet. Mit über 1000 Werktätigen ist das RAW in diesen Jahren Glückstadts größter Arbeitgeber.
 
Ausbesserungswerk (AW) Glückstadt
1949
Mit Gründung der Deutschen Bundesbahn wird das RAW umbenannt in Ausbesserungswerk (AW) Glückstadt.
1953-1967
Die Aufarbeitung von Dampflokomotiven im AW Glückstadt wird eingestellt (1953). Das Werk erhält folgende neue Aufgabenbereiche:
1. Aufarbeitung und Modernisierung von Werkzeugmaschinen der DB
2. Umbau ausgemusterter Wagen zu Bahndienstwagen
3. Aufarbeitung Dampfheizungskupplungen für Reisezugwagen
4. Bis ca.1960 wurden Puffer, Bremsventile, Achslagergehäuse und
Hemmschuhe in Glückstadt aufgearbeitet.
5. Instandhaltung der Büromaschinen des Bundesbahndirektionsbezirkes
Hamburg (bis ca.1980).
6. Herstellung von Lademaßen für die DB.
7. 1960- 1964 werden Sonderpaletten und Bd- Behälter gefertigt.
1965 wird die Produktion von Gitterboxpaletten aufgenommen.
Die Anzahl der Mitarbeiter verringerte sich in diesen Jahren stetig.
01.01.1968
Umwandlung des AW Glückstadt in eine Werkabteilung des AW Neumünster.
 
Ausbesserungswerkstätte (Awst) Glückstadt
01.07.1971
Umbenennung in Ausbesserungswerkstätte. Die Awst Glückstadt ist wieder eine selbständige Dienststelle der DB.
05.02.1981
Der Neubau der Lehrwerkstatt wird eröffnet. Seit Bestehen des Werkes wurden in Glückstadt Lehrlinge ausgebildet. Die neue Lehrwerkstatt ist für 106 Auszubildende eingerichtet (Ausbildungsberufe: Maschinenschlosser, Dreher, Energieanlagenelektroniker).
1986
Einstellung der Produktion von Gitterboxpaletten und Aufnahme der Produktion von Fahrtreppen und Gepäckförderbändern.
 
Maschinenbau Glückstadt
1994-2000
Durch die Bahnreform wird die Awst in „Maschinenbau Glückstadt“ umbenannt. lm Februar 2000 werden das Werk und die Ausbildungswerkstatt für immer geschlossen.
2016
Abriß der großen Lokrichthalle (Foto: Vincent Lühr, 2017).